Stellungnahme zur teilweisen Schulöffnung in Berlin ab dem 11. Januar 2021

Mit einigem Erstaunen haben wir auf die Ankündigung des Berliner Senats reagiert, die Berliner Schulen bereits am kommenden Montag wieder für die Abschlussklassen zu öffnen, die Berlin hier besonders großzügig definiert. So gelten in Berlin mit den Klassen 10-12 an Gymnasien bzw. 9, 10, 12 u. 13 an ISS jeweils halbe Schulen als Abschlussklasse. Noch am Dienstag verkündeten die Kanzlerin und die Runde der Ministerpräsidenten eine Verschärfung des Lockdowns und die weitere Schließung der Schulen bis Anfang Februar. Nur einen Tag darauf ist die Pandemie für den Berliner Senat aber wohl schon wieder beendet.

Unverständlich erscheint uns auch hier die Fokussierung auf die sogenannten Abschlussjahrgänge. Natürlich sind das die Jahrgänge, die den versäumten Unterricht in den Folgejahren am schlechtesten oder gar nicht mehr nachholen können, andererseits sind das auch genau die Jahrgänge, die das schulisch angeleitete Lernen zu Hause (saLzH) von ihrer Entwicklung her noch am besten umsetzen können. Außerdem lässt sich die in dem Hygieneplan eigentlich vorgeschriebene Kohortenbildung gerade in der Sekundarstufe II, aufgrund der Zusammensetzung der einzelnen Kurse so gut wie gar nicht umsetzen, da es hier keinen einheitlichen Klassenverband mehr gibt. Dadurch führt der Wechselunterricht auch nicht zu einer Verminderung der Kontakte in der Schule, möglicherweise sogar zu einer vermehrten Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, wenn die Schüler in den dann zusätzlich auftretenden Freistunden nach Hause fahren - oder aber zu einem zusätzlichen „Zusammenkommen“ in der Schule. Beides ist für die Pandemiebekämpfung keine gute Idee. Es ist auch schwer vermittelbar, dass wir unseren Kindern den Kontakt mit ihren Freunden im Freizeitbereich bis auf eine Person verbieten müssen, während es andererseits scheinbar gar kein Problem ist, dass sie in der Schule tagtäglich mit bis zu 150 (Jahrgangsgröße an einer fünfzügigen Schule) anderen Personen zusammenkommen.

Dagegen haben viele Eltern schon eher Probleme die Betreuung ihrer kleineren Kinder mit der eigenen Berufstätigkeit in Einklang zu bringen. Aber auch hier gilt, dass es für viele einfacher zu organisieren ist, wenn das Kind ganze Tage zu Hause bleibt, als jeden Tag für drei Stunden in die Schule zu gehen, weshalb viele Eltern beim Alternativszenario auch im Grundschulbereich für das A/B-Wochen bzw. -Tage-Modell plädieren, was auch für die Schulen wesentlich einfacher zu organisieren ist.

Von der Bundesregierung hören wir, dass die Lage bedrohlich ist, wir alle möglichen Kontakte vermeiden sollen. Das muss dann auch für die Schule gelten, bei allen Problemen, die das schafft, um die Zeit des Lockdowns insgesamt möglichst kurz zu halten. Für uns kommt diese Öffnung der Schulen deshalb eindeutig zu früh.

Wir wünschen uns eine klare Priorisierung des Infektionsschutzes, wie sie auch der Landes- elternausschuss in seinem Beschluss vom 30.12.2020 gefordert hat, den normalen Präsenz- unterricht erst unterhalb einer Inzidenz von 50 wieder in Kraft zu setzen. Wechselunterricht im A/B Szenario halten wir für eine gute Lösung für den Zwischenbereich, sobald auch die allgemeinen Kontaktbeschränkungen wieder gelockert werden. Solange sollte es bei dem schulisch angeleiteten Lernen zu Hause bleiben.